Karlsruher Palliativausweis
Warum ein Palliativausweis?
Patienten, die sich auf Grund einer fortgeschrittenen Erkrankung in der letzten Lebensphase befinden, lehnen oft eine Einweisung in ein Krankenhaus und die Durchführung von intensivmedizinischen Maßnahmen zum Lebenserhalt ab.
Dennoch rufen Angehörige aus Angst, Verunsicherung oder Überforderung in kritischen Situationen oder auch in der Sterbephase nicht selten einen Arzt, der sich mit folgenden Schwierigkeiten konfrontiert sieht:
- Der Patient ist nicht mehr entscheidungsfähig
- Es gibt keine sicheren Informationen zu seinen Wünschen
- Der akute Handlungsbedarf lässt keine Zeit, eine ausführliche Patientenverfügung zu lesen
In diesen Situationen ermöglicht der Palliativausweis dem Arzt, sich schnell und umfassend über die Wünsche des Patienten zu informieren, um so eine Behandlungsentscheidung im Sinne des Patienten treffen zu können. Wünsche zur Symptomlinderung (wie z.B. die Behandlung von Schmerzen) und Angaben zu lebensverlängernden Maßnahmen sind Gegenstand des Palliativausweises.
Wer sollte einen Palliativausweis besitzen?
Patienten mit einer fortgeschrittenen und unheilbaren Erkrankung, denen es wichtig ist, dass im Notfall eine Behandlung gemäß den Patientenwünschen erfolgt.
Wann gilt der Palliativausweis?
Der unmittelbar vom Patienten geäußerte Wille ist so lange für den Arzt bindend, wie der Patient seinen Willen bilden und äußern kann. Erst, wenn er das nicht mehr kann, ist der in der Patientenverfügung und im Palliativausweis festgehaltene Wille entscheidend.
Der geäußerte Wille eines volljährigen und einwilligungsfähigen Patienten ist vom behandelnden Arzt stets zu beachten, wenn die darin getroffene Entscheidung nicht den gesetzlichen Regelungen widerspricht. Der Palliativausweis ist vor allem für die Notfallsituation gedacht. Es ist wichtig,
dass die hierin gemachten Angaben nicht im Widerspruch zu den Inhalten einer bestehenden Patientenverfügung stehen.
Wo erhält man einen Palliativausweis?
Der Ausweis kann nur vom Haus-, Fach- oder Krankenhausarzt ausgestellt werden.
Der Palliativausweis ist vom Haus-, Fach- oder Krankenhausarzt zu bestellen bei:
Palliative Care Team des OSP/SAPV Karlsruhe
Wo wird der Palliativausweis aufbewahrt?
Der Ausweis sollte gut auffindbar verwahrt werden, möglichst in unmittelbarer Nähe zum Patienten (z.B. im Geldbeutel) und immer am gleichen Ort. Alle in die Betreuung einbezogenen Personen sollten von der Existenz und dem Aufbewahrungsort Kenntnis haben.
Welche zusätzlichen Vorteile bietet der Palliativausweis?
Mit den Informationen des Palliativausweises kann jeder Arzt unmittelbar die erforderliche medizinische, pflegerische oder psychosoziale Betreuung einleiten. Zusätzlich kann der Rettungsdienst entsprechende Fachleute direkt anfordern, wenn diese in die Patientenbetreuung involviert sind. So können vorhandene belastende Symptome des Patienten auch außerhalb des Krankenhauses schnell gelindert werden.
Als Alternative zum Palliativausweis kann der behandelnde Arzt auch einen Palliativnotfallbogenanlegen.
Eine Patientenverfügung ist eine schriftliche Vorausverfügung einer Person für den Fall, dass sie ihren Willen nicht mehr wirksam erklären kann. Die Verfügung bezieht sich auf medizinische Maßnahmen und steht meist im Zusammenhang mit der Verweigerung lebensverlängernder Maßnahmen.
In der Vorsorgevollmacht bevollmächtigt der Patient eine andere Person, für ihn bestimmte Angelegenheiten zu regeln, wenn er selbst dazu nicht in der Lage ist. Die bevollmächtigte Person wird somit zum Vertreter des Patienten.